1888 gründeten Frankfurter Bürger und Sozialpolitiker den gemeinnützigen „Verein für die Idiotenanstalt zu Idstein“, der zum Träger einer Behinderten- und Fürsorgeeinrichtung im nahegelegenen Idstein wurde. Der Verein erwarb dort das Gelände und den Gebäudekomplex „Kalmenhof“. Die Zahl der untergebrachten „Zöglinge“ wuchs stetig. Im Laufe der Zeit wurden aus diesem Grund mehrere Häuser dazugekauft, zum Teil abgerissen und neu gebaut.
Als in der Gründungsurkunde festgehaltenes Ziel der Einrichtung sollten die dort untergebrachten Menschen verpflegt, berufsvorbereitend betreut und nach Möglichkeit ausgebildet werden. Der Kalmenhof verfügte deshalb über einen Kindergarten, Klassenzimmer und verschiedene Ausbildungsstätten, unter anderem eine Schneiderei, Bäckerei, Druckerei, Gärtnerei, Schreinerei, Schusterei, Schlosserei und einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Die Einrichtung nahm Kinder evangelischen, katholischen und jüdischen Glaubens auf und gewährleistete für Letztere auch die Versorgung mit koscheren Speisen.
Vor allem in den 1920er Jahren war der Kalmenhof als Heilerziehungsanstalt ein Ort, an dem neue Therapiekonzepte in der Arbeit mit geistig behinderten Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen – insbesondere auf Initiative des damaligen Direktors und Pädagogen Dr. Emil Spornhauer – Anwendung fanden. In dieser Zeit wurde 1927 auch das Krankenhausgebäude errichtet und zwei Jahre später zudem für die wachsende Zahl an „Zöglingen“ ein eigener Anstaltsarzt eingestellt.
Literatur: Dorothea Sick (1983): „Euthanasie“ im Nationalsozialismus am Beispiel des Kalmenhofs in Idstein im Taunus, Frankfurt.
Quelle: Jahresberichte der Heilerziehungsanstalt Calmenhof (1891-1937), LWV-Archiv Bestand B 81